„Energieversorgung im Umbruch“

Am 25. Juli 2023 haben wir bei einer gelungenen Veranstaltung des Vereins „MIT UNS für BaWü“ das Heizkraftwerk in Altbach/Deizisau besucht und uns über die Energieversorgung im Umbruch informiert. Diese Idee kam aus unserer Mitgliedschaft und die Veranstaltung war ganz schnell ausgebucht.

Die Begrüßung im Heizkraftwerk, mit dem Hinweis auf dessen Historie seit 1899, erfolgte durch den Betriebsleiter Herrn Sailer. Er berichtete, dass bereits tausende (!) Besucher*innen durch das Heizkraftwerk geführt wurden und sich im Info-Center über die Erzeugung von Strom und Fernwärme im Kraftwerk informiert haben.

Nach der Begrüßung hat EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos, verantwortlich für die nachhaltige Energieerzeugung, uns einen Einblick in den „Zukunftspfad Energieversorgung“ gegeben. Im Kern ging es um die Frage: Wie kann Deutschlands Weg zu einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Stromversorgung gelingen?

Zunächst nahm uns Herr Stamatelopoulos auf einen Ausflug in die Vergangenheit mit. Was hat Deutschland im Zuge der Energiewende bereits  erreicht?

Jede Menge: Von 1990 bis 2022 ist der Anteil der Nettostromerzeugung durch erneuerbare Energieträger, von 4% auf 46% gestiegen. Eine weitere Frage war, wie sich die Energieversorgung in Zeiten des Kriegs in der Ukraine gewandelt hat. Klar ist: der Krieg in der Ukraine hatte und hat weitreichende Folgen auf die Energiewirtschaft in Europa. Im Jahr 2022 kam es zum Beispiel aufgrund des russischen Angriffskriegs zu extremen Preissteigerungen an den Börsen. Extreme Wetterphänomene (Dürre in Portugal und Spanien; Niedrigwasser am Rhein) und Schäden an den französischen Kernkraftwerken führten zu Spannungen an den Strommärkten.

Nach dem Blick in die Vergangenheit, gab uns Herr Stamatelopoulos einen Ausblick auf die zukünftige Versorgung mit der Fragestellung „Wohin entwickelt sich unser Energiesystem?“. Die EnBW nimmt die ambitionierten Klimaneutralitätsziele zum Anlass und beschleunigt den Kohleausstiegsplan. Sie hat ihre Maßnahmen zum Erreichen des Klimaneutralitätsziels bis zum Jahre 2035 offengelegt. Das EnBW-Motto lautet: Die Energiewende sicher (im doppelten Sinne) machen! Zur Erinnerung/Information: In der Energieversorgung gibt es das berühmte energiewirtschaftliche Dreieck: Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit.

Allerdings macht die Klimaneutralität mit dem Zielbild 2045 eine grundlegende Transformation des Energiesystems erforderlich. In Zeiten von wenig Windproduktion gibt es Bedarf an disponibler Leistung (disponible Leistungen = wetterunabhängige, regelbare Anlagen). Der Zubau disponibler Leistung ist in Deutschland in den kommenden Jahren essenziell. Die EnBW setzt Gas statt Kohle ein – Fuel Switch als Zwischenschritt auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Am Ende des Vortrags ist Herr Stamatelopoulos auf die Kosten und Herausforderungen der Energiewende eingegangen. Die erforderlichen Investitionen für den Zeitraum 2022 bis 2030 betragen um die 600 (!) Milliarden Euro. Mit diesem Aufwand schaffen wir gemeinsam die Klimawende und dadurch ergeben sich auch Chancen für die Branche. Die Herausforderungen zum Gelingen der Energiewende sind nachfolgend in drei Zeithorizonte aufgeteilt:

  1. Kurzfristig: Diversifikation, Substitution und Sparen
  2. Mittelfristig: russisches Gas vollständig ersetzen (Zeitraum 2024 bis 2026)
  3. Langfristig: flächendeckende Versorgung mit Erneuerbaren (bis zum Jahr 2030)

In der anschließenden Diskussionsrunde hat Herr Stamatelopoulos vertiefende Fragen zum Energiesystem der Zukunft beantwortet.

Wieder einmal wurde uns bewusst, wo mögliche Defizite bei der künftigen innerdeutschen Energieversorgung sind, wie extrem ambitioniert die Ziele der Bundesregierung sind und welche Kosten aufzubringen sind.

Frisch gestärkt nach dem Vortrag und dem interessanten Energieaustausch startete die Kraftwerksbesichtigung. Wegen des großen Interesses an der Kraftwerksbesichtigung wurden zwei Gruppen gebildet: Die eine geführt von Andreas Faigle, Vorortorganisator am Kraftwerksstandort; die andere geführt von unserem Vereinsmitglied Jörg Schänzle. Beide Führungen stießen auf begeisterte Resonanz.

Wir haben viel gesehen, gehört und erfahren. Das Fazit unserer Besichtigung lautet ohne Frage: „Das Kraftwerk ist gigantisch!“

Wir sagen Danke für die großartige Zeit, an Herrn Stamatelopoulos für den sehr informativen Vortrag und die Beantwortung aller Fragen, an Herrn Sailer für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und Genehmigung der Sonderführung und an Frau Petrasch und Herrn Faigle vom Info-Center sowie Herrn Schänzle für die Organisation und Betreuung.